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Suizidalität im Alter
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Was wir heute darüber wissen

Suizidalität im Alter | Wissen

Auf dieser Seite werden die wichtigsten Aspekte zum Thema Suizidalität im Alter angesprochen. Die Inhalte wurden überwiegend dem Nationalen Suizidpräventionsprogramm entnommen. Weiterführende Informationen zu den untenstehenden Themen können hier nachgelesen werden.

Sollten Sie sich selbst in einer Krisensituation befinden, können Sie sich kostenlos rund um die Uhr an die Telefonseelsorge unter 0800 1110 111 wenden.

Suizidalität und Suizide sind immer noch Tabuthemen, über die in unserer Gesellschaft kaum offen gesprochen wird. Gleichzeitig zielen gegenwärtige Suizidpräventionsprogramme eher auf jüngere Menschen ab.

Dabei sind 40 % der Personen, die sich in Deutschland das Leben nehmen, 65 Jahre oder älter, womit ältere Menschen als Hochrisikogruppe für Suizid angesehen werden können.  Der akute Wunsch oder die Handlung sich das Leben zu nehmen, wird häufig durch sich anbahnende schwere Krisen oder durch aktuelle kritische Lebensereignisse ausgelöst. Vor allem Männer machen dabei einen Großteil der Suizidenten aus, aber auch Personen, die von Diskriminierung betroffen sind (z.B. Menschen mit Migrationshintergrund oder LGBTQ+ Personen).

Häufig wird übersehen, dass durch Prävention, Krisenhilfe und Therapie auch im Alter eine Verbesserung der Lebensqualität wieder möglich ist!

Das Bild, das wird als Gesellschaft vom Alter und vom Altern haben, ist häufig noch ein negatives.

Viele Menschen stellen sich das hohe Alter als persönliche und gesellschaftliche Last vor, was Suizidhandlungen von älteren Personen eher toleriert als bei jungen Menschen.

Dabei leben die meisten älteren Personen bis ins hohe Alter hinein selbstständig zuhause. Auch werden psychische Erkrankungen wie die Depression fälschlicherweise als Normalität im Alter wahrgenommen. Jedoch gibt es keine Norm für gutes Altern und Alterungsprozesse sind höchst individuell. 

Mit dem Alter gehen Veränderungen einher, die die eigenen Möglichkeiten in verschiedenen Lebensbereichen begrenzen können. Die meisten Personen können diese Prozesse aus eigenen Kräften heraus bewältigen, für andere kann die Lebenssituation jedoch unerträglich werden.

Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder andauernde Traurigkeit und sozialer Rückzug sind keine „normalen“ Alterungserscheinungen.

Sie tragen maßgeblich zur Entstehung von Suizidalität bei und müssen daher erkannt und behandelt werden. Auch sollte die Diagnose einer Demenz als kritischer Lebenseinschnitt angesehen werden, dessen Bewältigung Unterstützung bedarf. Daneben können weitere Lebenssituationen identifiziert werden, die eine besondere Bewältigung erfordern können:

Körperliche Erkrankungen und ihre Folgen

Besonders chronische körperliche Erkrankungen können im Alter zunehmen. Durch ihre Beschwerden haben sie maßgeblich Einfluss auf die Lebensqualität und Selbstständigkeit der betroffenen Person. Vor allem chronischer Schmerz, Atemnot, Bewegungseinschränkungen, Inkontinenz, Minderung und Verlust von Sehschärfe oder Gehör als auch Stürze und Sturzangst können das Leben älterer Menschen besonders beeinträchtigen.

Verlust des*der Partner*in

Der Verlust eines geliebten Menschen hat massive Auswirkungen auf die Lebensführung sowie das Wohlbefinden.

In dieser Situation besteht häufig die Gefahr der Vereinsamung und die Herausforderung, das Leben neu organisieren zu müssen.

Verlust von Selbstständigkeit

Damit ist ebenso bereits die Angst vor dem Verlust von Autonomie und Selbstständigkeit gemeint.

Dies betrifft vor allem die selbstständige Gestaltung des Alltags und zwischenmenschlicher Beziehungen, die Fähigkeit, Körperfunktionen zu kontrollieren und das Gefühl der Abhängigkeit von Anderen.

Bekannte Risikofaktoren

  • Höheres Alter
  • Männliches Geschlecht
  • Gesundheitliche Einschränkungen (z.B. chronische Schmerzen)
  • Psychische Erkrankungen (z.B. Depression, Schizophrenie, Suchterkrankungen)
  • Lebenskrisen und -einschnitte (dazu gehört auch der Einzug in ein Pflegeheim oder die Diagnose einer Demenz!)
  • Suizidversuche in der Vergangenheit
  • Suizidversuche im sozialen Umfeld (Familie, Freund*innen)
  • Personen mit Diskriminierungserfahrungen (z.B. LGBTQI+ Personen, Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrungen, Schwarze Personen)

Mögliche Warnsignale

  • Gefühl der Einengung
  • Grübeln, Suizidgedanken
  • Aufgeben gewohnter Interessen und Aktivitäten
  • Rückzug aus zwischenmenschlichen Beziehungen
  • Ankündigung des Suizids (direkt oder indirekt)
  • Unterwartet auftretende Ruhe nach Suizidäußerungen („Ruhe vor dem Sturm“)
  • Regeln „letzter“ Angelegenheiten (z.B. das unerwartete Verfassen eines Testaments, verschenken wichtiger Gegenstände)
  • Sammeln von Medikamenten
  • Niedergeschlagenheit
  • Äußern von Todeswünschen

Die bekanntesten 7 Mythen über Suizidalität

In unserer Gesellschaft halten sich hartnäckig bestimmte Mythen über Suizide und Suizidalität. Mit diesen Mythen aufzuräumen, ist ein erster Schritt für eine effektive Suizidprävention!

Durch ein offenes Gespräch kann ein Suizid verhindert werden - Das Thema Suizid und Suizidalität ist in unserer Gesellschaft immer noch mit einem Tabu behaftet. Menschen, die sich das Leben nehmen wollen, wissen oftmals nicht mit wem sie darüber sprechen können. Das offene Gespräch über Suizid und Suizidgedanken ermutigt diese Personen nicht dazu, sich das Leben zu nehmen. Im Gegenteil, ein offenes Gespräch kann eine erste Entlastung darstellen und der betroffenen Person neue Möglichkeiten aufzeigen.

Suizidalität und Suizidgedanken kennen kein Alter - Zwar ist der Suizid die zweithäufigste Todesursache bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Jedoch steigt die Suizidrate mit dem Alter an. Im Jahr 2022 wurden 70 % der Suizide von Männern über 50 Jahren begangen und knapp 30 % der Suizidenten waren älter als 65 Jahre (Stand 2019).

Das Sprechen über mögliche Suizidabsichten und -gedanken ist ein Zeichen dafür, dass die Person in einer Krise steckt - Suizidgedanken sollten daher immer ernst genommen werden. Oftmals verspürt die Person Ängste, Depression und Hoffnungslosigkeit und sieht im schlimmsten Fall keinen anderen Ausweg mehr.

Meistens gehen einem Suizid Warnsignale voraus - Diese können sich im Verhalten der Person zeigen oder explizite Äußerungen umfassen. Diese Signale sollten daher immer wahrgenommen und verstanden werden. Es kann jedoch auch vorkommen, dass ein Suizid ohne jegliche Vorwarnung erfolgt.

Im Gegenteil - oftmals sind Menschen mit Suizidgedanken zwischen dem Willen zu Leben und der Absicht, sich das Leben zu nehmen, hin- und hergerissen.

Suizidgedanken und -absichten weisen auf tiefe Verzweiflung hin, jedoch nicht unbedingt auf eine psychische Erkrankung - Nicht alle Menschen mit psychischen Erkrankungen sind suizidal und nicht alle Menschen, die sich das Leben nehmen wollen, haben eine psychische Erkrankung.

Suizidgedanken können zurückkehren, sie sind aber nicht permanent vorhanden - Zwar ist ein versuchter Suizid ein Risikofaktor für einen weiteren Versuch. Ein erhöhtes Risiko besteht jedoch zumeist nur kurzfristig und ist situationsspezifisch.

Ihr Kontakt zu uns

Johanna  Möller

Johanna Möller

Referentin für Suizidprävention in Altenhilfe und hospizlich-palliativer Versorgung | Bereich Gesundheits-, Alten- und Behindertenhilfe
Georgstr. 7
50676 Köln